DIN 18040: Neue Anforderungen im barrierefreien Bauen durch DIN EN 17210
Die Einführung der europäischen Norm DIN EN 17210 im August 2021 macht eine umfassende Überarbeitung der deutschen Norm DIN 18040 für barrierefreies Bauen notwendig, um die nationale Norm mit den neuen europäischen Standards in Einklang zu bringen. Welche Änderungen sind geplant und wie werden sie die Praxis beeinflussen? Nadine Metlitzky und Günther Weizenhöfer, die gemeinsam im DIN-Ausschuss NABau an der Überarbeitung mitwirken, gewährten in einem Interview im Deutschen Architektenblatt exklusive Einblicke in den aktuellen Stand und die zukünftige Entwicklung der DIN 18040. Die wesentlichen Erkenntnisse aus dem Interview sind hier zusammengefasst, um einen Überblick über die geplanten Änderungen und deren Auswirkungen auf die Praxis zu bieten.
Experten zum Thema Barrierefreiheit
GEZE Experte und Architekt Günther Weizenhöfer informiert über die zukünftige Entwicklung der DIN 18040. © Karin Fiedler / GEZE GmbH
Nadine Metlitzky ist Architektin, öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für barrierefreies Bauen und Referentin in der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. © Metlitzky
Günther Weizenhöfer
GEZE Experte und Architekt Günther Weizenhöfer ist nicht nur Fachplaner für den vorbeugenden Brandschutz (TÜV) und Teamleiter im Bereich Sales Excellence bei GEZE, sondern auch Mitautor beim „Atlas barrierefrei bauen“, bei dem Nadine Metlitzky Autorin und Mitherausgeberin ist.
Nadine Metlitzky
Die Architektin Nadine Metlitzky ist zudem öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für barrierefreies Bauen sowie Referentin in der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Die beiden Architekten sind im DIN-Ausschuss NABau (DIN 18040) und im VDI-Fachausschuss Barrierefreiheit aktiv – und somit die perfekten Ansprechpartner, um Fragen zur DIN 18040 rund um die neuen Anforderungen im barrierefreien Bauen durch DIN EN 17210 zu beantworten.
Hintergrund und Zielsetzung der DIN EN 17210 für Barrierefreiheit
Die DIN EN 17210 „Barrierefreiheit und Nutzbarkeit der gebauten Umgebung – Funktionale Anforderungen“ stellt die erste umfassende europäische Norm zur Barrierefreiheit dar. Für viele Länder der Europäischen Union ist dieses Regelwerk nun die erste und damit einzige Norm zur Barrierefreiheit und wurde mit der Veröffentlichung als nationales Regelwerk eingeführt. In Deutschland hingegen gibt es bereits seit Jahrzehnten etablierte Regelungen und Normen wie die DIN 18040 – die nun mit der europäischen DIN EN 17210 harmonisiert werden müssen.
Herausforderungen der Harmonisierung der DIN 18040 für barrierefreies Bauen mit der DIN EN 17210
Die Harmonisierung der DIN 18040 mit der DIN EN 17210 bringt einige Herausforderungen mit sich. Nadine Metlitzky und Günther Weizenhöfer erläutern im DAB-Interview, dass eine vollständige Übernahme der DIN EN 17210 auf nationaler Ebene nicht in Frage kam, um die rechtliche Anwendbarkeit der DIN 18040 auch in Zukunft zu sichern. Daher wird die nationale Norm überarbeitet, um vorhandene Widersprüche zu eliminieren. Dieser Prozess ist besonders komplex, da die Norm DIN EN 17210 Bereiche abdeckt, die in Deutschland anderweitig geregelt sind, wie etwa Arbeitsschutz und Barrierefreiheit.
Ein Beispiel: Änderungen in der DIN 18040 in Bezug auf Türen
Einige wesentliche Anpassungen im Normenentwurf betreffen die baulichen Anforderungen.
Bei Türen bedeutet das ganz konkret:
- Der zulässige Höhenunterschied im Bodenbelag unterhalb des Türblatts wird von zwei auf einen Zentimeter reduziert.
- Schwellen müssen abgeschrägt oder abgerundet sein.
- Die Drückerhöhe wird auf einen Bereich zwischen 85 und 105 Zentimeter erweitert.
- Die zulässigen Bedienkräfte an selbstschließenden Türen werden klarer formuliert, damit sie auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung eingehen.
Anpassungen für barrierefreien Brandschutz
Evakuierungsstrategien, die nur auf organisatorischen Maßnahmen beruhen, sind weder zeitgemäß noch zukunftsfähig, da sie bestimmte Nutzergruppen aufgrund ihrer Behinderung benachteiligen. Der Abschnitt „Alarmierung und Evakuierung“ betont die Notwendigkeit barrierefreier Mobilitätsketten, die eine durchgehende Flucht- und Rettungsmöglichkeit für Personen mit eingeschränkter Mobilität sicherstellen.
Auch die Integration der Gebäudeautomation wird zunehmend wichtiger, insbesondere zur Unterstützung der Selbstrettung im Brandfall. Automatisierte Brandschutztüren können hierbei lebensrettend sein.
Mögliche Einflüsse der neuen DIN 18040 auf die Gebäudeplanung
Das vorläufige Fazit von Nadine Metlitzky und Günther Weizenhöfer: Insgesamt wird Barrierefreiheit zukünftig eine zentrale Rolle in der Gebäudeplanung einnehmen und zu einem Standard für modernes, inklusives Bauen werden. Barrierefreiheit wird als selbstverständlicher Teil der Gebäudeplanung angesehen und nicht mehr als Zusatzaufwand behandelt.
Mehr Informationen zum Thema „Barrierefreies Bauen – was bringt die neue DIN 18040?“ im Deutschen Architektenblatt
Das ganze Interview mit weiteren Zusatzinfos finden Sie im Deutschen Architektenblatt DAB. Hier erläutern Günther Weizenhöfer und Nadine Metlitzky ausführlich die Herausforderungen und Fortschritte bei der Harmonisierung der Normen zur Barrierefreiheit und geben einen Ausblick darauf, welche Änderungen zu erwarten sind – und wann.
Ein Must-Read für alle, die sich mit inklusivem Bauen beschäftigen!
ZUM INTERVIEW AUF DAB ONLINEGEZE: Ihr Ansprechpartner bei der Fachplanung
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