Experten im Gespräch: Entwicklung und Vorteile des neuen F 1200+
GEZE-Lösungen orientieren sich immer konsequent an den Bedürfnissen von Architekten, Planern, Verarbeitern, Betreibern und Nutzern. Auch bei der Entwicklung des Lüftungsantriebs F 1200+ war diese Kundenorientierung für uns maßgeblich. Im Interview erklären die Produktmanagerin Dawina Lebsanft sowie der Entwicklungsingenieur Manfred Glänzer und Konrad Specht, Teamleiter Entwicklung Fenster, wie der neue Fensterantrieb entstand, was er alles kann und warum er die Bedienung raumhoher Fenster entscheidend vereinfacht – und damit der ideale Antrieb für modernes, nachhaltiges Fassadendesign ist.
Schon auf den ersten Blick macht der F 1200+ einen sehr hochwertigen und ästhetischen Eindruck. Welche Aspekte waren Ihnen beim Design wichtig?
Der formschöne F 1200+ ist in jedem RAL-Farbton erhältlich und kann so genau auf das vorliegende Profil im Gebäude abgestimmt werden.
Dawina Lebsanft: Die meisten GEZE-Produkte sind so gestaltet, dass sie sich möglichst unauffällig in die Architektur integrieren. Das ist beim F 1200+ anders. Der Antrieb soll als ästhetisches Bedienelement am Fenster wahrgenommen werden und vor allem in seiner Handhabung für den Nutzer komfortabel, ergonomisch und intuitiv verständlich sein. Neben seiner Aufgabe als Fensterantrieb dient der F 1200+ zusätzlich als Bedienelement und Handgriff, um das Fenster bequem manuell in die Drehstellung bringen zu können.
Manfred Glänzer: Genau, deshalb ist der Antrieb ergonomisch so geformt, er ist nach vorne gewölbt und verjüngt sich nach hinten.
Konrad Specht: Auch bei der Material-Auswahl haben wir auf hochwertige Materialien gesetzt. Zudem ist der F 1200+ in verschiedenen Farben, passend zum Profil des Fensters oder der Fassade erhältlich.
Welche besonderen Stärken und Vorteile besitzt der neue F 1200+?
D.L.: Also, zum einen sicherlich die Anwendung selbst, denn der F 1200+ ist der erste automatisierte Antrieb von GEZE für besonders große und schwere Dreh-Kipp-Fenster. Aber selbstverständlich lassen sich auch größere Standardfenster oder auch Fenstertüren einfach, sicher und leise bedienen, wie man sie beispielsweise im Wohnungsbau an Balkonen findet. Generell richtet sich der neue Fensterantrieb in erster Linie an Kunden, die komplette Gebäude mit mehreren Etagen ausstatten möchten.
M.G.: Etwas ganz Spezielles beim F 1200+ ist die Fähigkeit, das Drehen des Fensters blockieren zu können, also nur das reine Kippen zu ermöglichen. Mit unserem Antrieb gibt es sogar zwei Möglichkeiten dafür: über die Software oder mechanisch über ein Schloss am Antrieb. Stellen Sie sich zum Beispiel ein öffentliches Gebäude vor; Zur Gewährleistung der Nutzungs- und Gebäudesicherheit sollen die Fenster nur gekippt, aber nicht komplett geöffnet werden. Kommt aber die Putzfirma, dann kann der Facility Manager oder der Hausmeister die Drehfunktion mittels Schlüssel ganz einfach freigeben.
D.L.: Zusätzlich verfügt der Fensterantrieb über ein intuitives Bedienkonzept. Dadurch führt der Antrieb die Nutzer bei der Bedienung und beleuchtet somit nur die Tasten, die beim jeweiligen Fensterzustand gerade wählbar sind. So ist es beispielsweise ausgeschlossen, dass das gekippte Fenster gleichzeitig in Drehstellung geöffnet und so versehentlich ausgehängt wird.
Unser Öffnungs-Indikator ist etwas völlig Neues am Fensterantriebsmarkt: Die LED-Anzeige zeigt mir visuell, wie weit ich mein Fenster geöffnet habe. Und natürlich wird auch angezeigt, ob das Fenster wieder vollständig geschlossen ist.
Konrad Specht, Teamleiter Entwicklung FensterNäherungs- und Helligkeitssensoren sorgen dafür, dass die Beleuchtung der Buttons im richtigen Moment und mit der passenden Helligkeit angezeigt werden. © GEZE GmbH
Stichwort „Smart Building“ – welche Vorteile bietet der F 1200+ in diesem Zusammenhang?
D.L: Der Lüftungsantrieb kann hervorragend über die IQ box KNX in ein Gebäudeleitsystem integriert werden. So lassen sich die Fenster zentral steuern. Eine Ansteuerung über eine Gebäudeleittechnik oder auch andere Statusmeldungen sind über die LED-Anzeige erkennbar. Leuchtet die Anzeige hellblau, wird der Antrieb direkt von einem Nutzer über den Taster bedient. Bei dunkelblauer Anzeige wird der Fensterantrieb gerade zentral angesteuert.
K.S: Das Öffnen und Schließen läuft dabei fast geräuschlos ab. Der F 1200+ ist aktuell der leiseste Fensterantrieb von GEZE – und das trotz der Kraft, die nötig ist, um große und schwere Fenster zu bewegen. In der Automatikfunktion liegt der Antrieb mit 38 Dezibel im Bereich des Flüsterns.
D.L.: Durch die Integration in die Gebäudeleittechnik lassen sich die mit dem F 1200+ ausgestatteten Fenster zu einer bestimmten Uhrzeit oder über Wind- und Regensensoren automatisch schließen bzw. öffnen. Damit können Gebäudebetreiber Energie einsparen: Stellen sie sich vor, es soll morgen wieder 35 Grad Celsius geben. Dann können Sie in der Nacht davor die Fenster automatisch kippen und das Gebäude so im Vorfeld mit natürlicher Lüftung herunterkühlen und niemand muss am Morgen sofort die Klimaanlage einschalten.
M.G.: Und sollte tatsächlich mal der Strom ausfallen, dann bietet unser Antrieb immer noch die Option, die Fenster über einen Innensechskantschlüssel auch manuell zu schließen.
Unterstützt der F 1200+ auch die Barrierefreiheit von Gebäuden?
D.L.: Ja, der Aspekt der barrierefreien Nutzung der Fenster mit dem F 1200+ war uns sehr wichtig. Der F 1200+ lässt sich sowohl vertikal als auch horizontal montieren. Ich habe also die nötige Flexibilität, den Antrieb so zu platzieren, dass ihn auch Menschen im Rollstuhl komfortabel bedienen können.
ALLE PRODUKTDETAILS DES F 1200+ KENNENLERNEN
Wie ist das Projekt entstanden, einen solchen Fensterantrieb zu entwickeln?
K.S.: Das Projekt hat seinen Ursprung in einem konkreten Kundenbedürfnis. Ein Betreiber hatte in seinem Gebäude schon vor einigen Jahren vier oder fünf Tausend Fenster mit unserem mechanischen Beschlag F 1200 ausgestattet. Im Rahmen einer kompletten Renovierung entstand der Wunsch, diese Fenster irgendwie automatisieren zu können. Natürlich haben wir diese Herausforderung angenommen und eine individuelle Lösung auf Basis unseres Verriegelungsantriebs GEZE Power lock realisiert. Diese Anfrage hat alles ins Rollen gebracht.
Die Kundenanfrage und das Projekt haben uns gezeigt, dass wir unser Produktportfolio ergänzen müssen. Der F 1200 war und ist sehr erfolgreich, aber der Trend geht zur Automatisierung von großen raumhohen Fenstern. Und das spricht einfach für eine motorisierte Lösung die sich komfortable, intuitiv und sicher bedienen lässt.
Dawina Lebsanft, Produktmanagerin FenstertechnikJa, und wie verlief dann der Entwicklungsprozess?
D.L.: Bevor wir ein Entwicklungsprojekt starten, führen wir im Produktmanagement eine Marktanalyse durch. Diese stimmen wir gemeinsam mit unserem internationalen Vertrieb ab. So war das auch beim F 1200+. Denn wir benötigen zuallererst detaillierte Informationen darüber, ob ein Kundenbedürfnis vorhanden ist – national und international. Die analysierten Anforderungen und Informationen werden in einem Lastenheft gesammelt und aufbereitet.
M.G.: Ja, diese Vorgehensweise ist sehr wichtig. Damit wird exakt definiert, was der neue F 1200+ können soll. Anhand dieser Basis ging es dann an den tatsächlichen Entwicklungsprozess: Der begann damit, die Anforderungen in Konzepte zu übersetzen. Beispielsweise sollte der Antrieb mit dem Nutzer „kommunizieren“ können und die Bedienung sollte absolut intuitiv funktionieren.
Der F 1200+ wurde konsequent an den Bedürfnissen der Nutzergruppen entwickelt – und das international. © GEZE GmbH
Modernes Fassadendesign setzt auf raumhohe Fensterelemente, die maximales Tageslicht und Behaglichkeit in Räumen schaffen. Für diesen Trend ist der F 1200 der optimale Beschlag, mit dem große und schwere Dreh-Kipp-Fenster bedient werden können. © GEZE GmbH
Und daraus entstand dann im nächsten Schritt ein Prototyp?
K.S.: Genau. Allerdings darf man sich das nicht als fix und fertiges Produkt vorstellen. Wie bei den meisten anderen Produkten auch, haben wir einzelne Baugruppen und Komponenten des F 1200+ als Prototypen aufgebaut.
D.L.: Mit diesen Prototypen haben wir dann auch Usability Tests durchgeführt. Dabei wurde die Bedienung und die Wahrnehmung der Funktionen analysiert und den Test-Nutzern entsprechende Fragen gestellt, wie zum Beispiel: „Wisst ihr, was ihr machen müsst?“ Oder „Wie sieht es mit der Größe und Helligkeit der Anzeige aus?“ Die Erkenntnisse aus diesen Tests waren sehr hilfreich für die weitere Entwicklung. Ich fand interessant, wie die Tester den Antrieb bedient, analysiert und empfunden haben. Auf Grundlage dieser Feedbacks haben wir an der Bedienung gefeilt, bis wir die beste Handhabung für unseren Fensterantrieb hatten.
M.G.: Ja, und zusätzlich haben zum Teil auch sehr weit über den Tellerrand hinausgeschaut, zum Beispiel die Bedienung von Kaffeeautomaten. Hier haben wir geguckt und verglichen: Welche Buttons leuchten, wie wird der Nutzer geleitet, welche Interaktionen finden zwischen einem Bediener und dem Produkt statt? Da haben uns die verschiedensten Produkte und Anwendungen inspirierende Impulse gegeben.
Bei den Usability Tests haben wir teilweise sehr weit über den Tellerrand hinausgeschaut – und verglichen: Wie wird der Nutzer geleitet, welche Interaktionen finden zwischen einem Bediener und dem Produkt statt? Da haben uns die verschiedensten Produkte und Anwendungen inspirierende Impulse gegeben.
Manfred Glänzer, Entwicklungsingenieur FenstertechnikWie sah dann der Weg vom Prototyp zur Serie aus?
K.S.: Der Weg von der Prototypen-Phase zum serienreifen Produkt ist noch ziemlich weit. Vor der eigentlichen Industrialisierung wurde der F 1200+ in der sogenannten B-Muster-Validierung das erste Mal komplett aufgebaut. So konnten wir den funktionsfähigen Antrieb an echten Fenstern auf Herz und Nieren testen. In dieser Phase geht es auch darum, die im Lastenheft hinterlegten Normen zu erfüllen. Das war ziemlich herausfordernd, denn der F 1200+ sollte auch alle internationalen Normen erfüllen, damit wir mit einem Produkt sämtliche Märkte bedienen können. Auch das haben wir geschafft.
D.L.: Ja, wir haben ein Produkt entwickelt, auf das wir sehr stolz sind … nun freuen wir uns, dass der Antrieb zur Automatisierung großer Fenster und damit der Gestaltung moderner Fassaden bereitsteht.
Frau Lebsanft, Herr Specht, Herr Glänzer – herzlichen Dank für das Gespräch!