Tipps zu Fensterabsicherungen, Sicherheitsanalyse und Schutzklassen
Natürliche Lüftung durch automatisierte Fenster ist komfortabel und effizient. Kraftbetätigte Fenster erfordern allerdings Sicherheitsmaßnahmen, die bestimmten Schutzklassen entsprechen. Entdecken Sie hier Tipps zur Risikobeurteilung kraftbetätigter Fenster sowie ganzheitliche Systemlösungen zur Fensterabsicherung.
Automatisierte Fenster ermöglichen eine kontrollierte natürliche Lüftung
Automatisierte kraftbetätigte Fenster. © Lothar Wels / GEZE GmbH
Kraftbetätigte Fenster mit motorischen Antrieben gelten als Maschine
Das regelmäßige Lüften von Innenräumen – in Büros, Schulen und Versammlungsstätten – ist nicht erst seit Beginn der Corona-Pandemie ein wichtiges Thema im Alltag vieler Menschen. Architekten und Planer beschäftigen sich vor allem im Hinblick auf klimaneutrale Gebäude mit der natürlichen Lüftung durch Fenster. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Erzielen einer gesunden Raumlufthygiene. Hierfür eignen sich automatisierte kraftbetätigte Fenster hervorragend. Je nach Einbausituation können jedoch Schutzmaßnahmen erforderlich sein, um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten.
Herausforderungen kraftbetätigter Fenster für Architekten und Planer
Kraftbetätigte Fenster mit motorischen Antrieben zum Öffnen und Schließen gelten als Maschinen und sind daher nach Maschinenrichtlinie 2006/42/EG einzustufen. Deshalb ist es wichtig, die individuellen Anforderungen des kraftbetätigten Fensters im Gebäude frühzeitig zu bestimmen und fachübergreifend innerhalb des Planungs-, Herstellungs- und Inbetriebnahmeprozesses sicherzustellen, dass die Maschine ein ausreichendes Schutzniveau zur Unfallverhütung besitzt. Die Maschinenrichtlinie setzt im Zuge des Inverkehrbringens der Maschine eine Risikobeurteilung voraus, die analysiert, ob sich ein Fenster in einem Gefahrenbereich befindet und ein Risiko von dem Fenster ausgeht – und welche notwendigen Maßnahmen zur Sicherung getroffen werden müssen.
Sicherheitsanalyse durchführen und passende Fensterabsicherung definieren
Automatisierte Fenster werden verschiedenen Schutzklassen zugeordnet.
Für die Ermittlung zentraler sicherheitsrelevanter Aspekte setzen wir bei GEZE unsere Sicherheitsanalyse ein, die als Leitfaden zur Risikobeurteilung nach der europaweit gültigen Maschinenrichtlinie genutzt werden kann. Unsere Sicherheitsanalyse zeigt auf, wie am kraftbetätigten Fenster unter Berücksichtigung der konkreten Einbausituation und des Nutzerkreises mögliche Gefahren ausgeschlossen beziehungsweise vermindert werden. Sie beschreibt zudem technische Lösungsansätze für die erforderlichen Schutzmaßnahmen beim Inverkehrbringen der Maschine und weist auf mögliche Restrisiken hin.
GEZE Sicherheitsanalyse
Kraftbetätigte bzw. automatisierte Fenster sind Maschinen gemäß der europäischen Maschinenrichtlinie 2006/42/EG. Daraus ergeben sich nicht nur für Hersteller, sondern auch für Planer, Monteure und Betreiber Anforderungen an die Risikobeurteilung solcher Fenster. Nutzen Sie dazu unsere Sicherheitsanalyse.
Wie werden die Schutzklassen für automatisierte Fenster ermittelt?
Grundsätzlich werden bei der Risikobeurteilung und der Ermittlung der Sicherheit kraftbetätigter Fenster für Lüftungsanwendungen drei Kernelemente betrachtet:
- Einbaulage: Sind die kraftbetätigten Fenster frei zugänglich oder liegt die Flügelunterkante über 2,5 m?
- Raumnutzung: Halten sich regelmäßig Schutzbedürftige (z. B. Kinder in Schulen oder Kitas) oder Personen, die nicht in die sichere Nutzung eingewiesen werden können (z. B. in Versammlungs- oder Verkaufsstätten), in den Räumen auf?
- Ansteuerung: Erfolgt die Bedienung automatisch oder manuell, aber ohne Sichtkontrolle?
Abhängig von diesen Faktoren ergeben sich die Schutzklassen 0 bis 4 und die daraus resultierenden Schutzmaßnahmen, um das Risiko zu minimieren.
Potentielle Gefahrenstellen an kraftbetätigten Fenstern.
Welche potenziellen Gefahrenstellen gibt es am kraftbetätigten Fenster?
Neben der Bewertung der baulichen Gegebenheiten – zum Beispiel das potenzielle Herabstürzen des Fensterflügels – gilt es, Quetsch- und Scherstellen an den Haupt- und Nebenschließkanten des Fensters zu bewerten, die beim Schließen eine Gefahrenstelle darstellen können. Das gilt besonders in Gebäuden wie Schulen und Kindergärten, Kliniken und in Gebäuden mit Publikumsverkehr wie Versammlungsstätten oder im Einzelhandel. Gerade hier muss sichergestellt sein, dass eine unsachgemäße Nutzung der Fenster oder Unachtsamkeit nicht zu Verletzungen führen.
Benötigen alle automatisierten Fenster Schutzmaßnahmen?
Fenster, die Teil einer Rauch- und Wärmeabzugsanlage sind und nicht für Lüftungszwecke genutzt werden, sowie Lüftungsfenster, die in über 2,5 Metern eingebaut sind, werden mit der Schutzklasse 0 eingestuft und benötigen daher keine weiteren Schutzmaßnahmen.
Welche Schutzklassen gelten für Lüftungsfenster?
Lüftungsfenster, die frei zugänglich sind, gelangen in einen Bewertungskreislauf, in dem die Raumnutzung und die Ansteuerungsart beurteilt werden. Die Schutzklassen 1 und 2 treten vor allem in Büro und Wohngebäuden auf, wo die Nutzer in die sichere Bedienung eingewiesen werden können und dadurch die potenziellen Gefahren einzuschätzen wissen.
Nutzergruppen, die nicht in die sichere Nutzung der Fenster eingewiesen werden können, wie es in Einkaufszentren oder Versammlungsstätten der Fall ist, sowie nicht einsichtsfähige oder schutzbedürftige Personengruppen, wie beispielsweise in Kindergärten und Schulen, führen zusammen mit einer automatisierten Ansteuerung der kraftbetätigten Fenster, zum Beispiel über eine Gebäudeleittechnik, zu den hohen Schutzklassen 3 und 4.
Die Schutzklassen 3 und 4 stellen hohe Anforderungen an die Fenstersicherheit
Klemmschutz bei Fenstern lässt sich über verschiedene Komponenten umsetzen.
Mögliche Schutzmaßnahmen zur Erfüllung der Schutzklasse 3 sind zum Beispiel das Beschränken der Öffnungsweite der Hauptschließkante auf 200 Millimeter oder das Begrenzen der Flügelbewegung in Zu-Richtung auf maximal 5 Millimeter pro Sekunde. Die Fensterantriebe von GEZE sind so konzipiert, dass sie die Schutzklasse 3 standardmäßig gewährleisten. Sollten Schutzmaßnahmen der Schutzklasse 4 notwendig sein, können diese durch eine Totmannsteuerung mit autorisierter Bedienung sichergestellt werden.
Um auch die vollständige Automation der kraftbetätigten Fenster zu gewährleisten, bieten Sicherheitssensoren in Kombination mit dem Sicherheitsschaltmodul IQ box Safety die bessere Alternative: Hierbei handelt es sich um eine TÜV-geprüfte Lösung für die Schließkantenabsicherung kraftbetätigter Fenster mit berührungsbehafteten oder berührungslos wirkenden Sensoren für GEZE 24V IQ windowdrive Antriebe.
Wie erhöht die IQ box Safety die Fenstersicherheit für Benutzer?
Die IQ box Safety gewährleistet für alle Nutzergruppen ein sicheres Schließen der automatisierten Lüftungsfenster durch die Absicherung der Quetsch- und Scherstellen an den Haupt- und Nebenschließkanten. Der Klemmschutz sorgt für zuverlässiges Stoppen oder Umkehrung der Schließbewegung, wenn ein Fremdkörper durch die verbunden berührungslosen oder berührungsbehafteten Sensoren wahrgenommen wird. So können keine Personen, Hände oder Finger eingeklemmt werden. Gerade in Schulen und Kindergärten ist ein Fingerklemmschutz wichtig, da Kinder als besonders schutzbedürftig gelten.
Weitere Vorteile der IQ box Safety
- Höchste Sicherheit nach Maschinenrichtlinie
- TÜV-geprüft nach EN ISO 13849-1
- Einfache Installation und Parametrierung durch Plug and Play: Klemmen, stecken, fertig
- Für jede Anwendung und Betriebsart die richtige Lösung
- Für natürliche Lüftung, Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (RWA) geeignet. Im Notfall werden Alarme priorisiert
- 4 vorparametrierte Sensoreingänge für Sicherheitsschaltleisten und optische Sensoren – flexibel kombinierbar entsprechend den Anforderungen am Fenster
Mit der IQ box Safety können wir für die unterschiedlichsten Anforderungen an automatisierte Fenster eine geeignete Lösung anbieten – selbst für die höchsten Sicherheitsanforderungen der Schutzklasse 4.
Dr. Dominik Landerer, GEZE-ProduktmanagerWelche Vorteile bietet die IQ box Safety gegenüber anderen Produkten zur Fensterabsicherung?
Die IQ box Safety erfüllt als TÜV-geprüfte Lösung die Norm EN ISO 13849-1 und -2. Sie ist für Anwendungen im Bereich der natürlichen Lüftung sowie für Rauch- und Wärmeabzugsanlage (RWA und NRWG) mit Lüftungsfunktion geeignet. Das Hutschienenmodul mit steckbaren Klemmen und den vier vorparametrierten Sensoreingängen für Sicherheitsschaltleisten und berührungslosen Sensoren ermöglicht eine schnelle, unkomplizierte Inbetriebnahme des Gesamtsystems und damit eine hohe Flexibilität und Gestaltungsfreiheit bei der Auslegung von Lüftungs- und RWA-Fenstern.
Mit der IQ box Safety bieten wir Planern, Verarbeitern und Betreibern eine ganzheitliche Lösung aus einer Hand und gewährleisten damit einen sicheren Betrieb verschiedenster Fenstertypen, auch für die Schutzklasse 4.
In naher Zukunft werden wir in klimaneutralen Gebäuden leben und arbeiten. Die natürliche Lüftung mit Hilfe kraftbetätigter Fenster kann ein Baustein sein, um dieses Ziel zu erreichen und wird dadurch immer präsenter bei Architekten und Planern.
Dr. Dominik Landerer, GEZE-ProduktmanagerZukunftssichere Lüftungskonzepte für lebenswerte Gebäude
Unser Ziel ist es, die Entwicklung lebenswerter Gebäude voranzutreiben. Das gelingt uns zum einen durch innovative Produkte, mit denen wir die Sicherheit aber auch die Vernetzung mit der Gebäudetechnik vorantreiben, um natürliche Lüftungskonzepte in Gebäuden umsetzten zu können. Als Partner für Architekten und Planer beraten wir frühzeitig über die Möglichkeiten der natürlichen Lüftung, die relevanten Sicherheitsaspekte kraftbetätigter Fenster und die daraus ggf. resultierenden notwendigen Schutzmaßnahmen. Wir stehen unseren Kunden außerdem als Experte zur Seite beim Erarbeiten alternativer Lösungen, um Sicherheitsrisiken frühzeitig zu vermeiden.
Hierzu sind unsere Objektberater in ganz Deutschland unterwegs, beraten objektspezifisch zu allen Produkten und erarbeiten Lösungsvorschläge für die individuellen Problemstellungen zusammen mit den Planern.
Wir bei GEZE möchten Architekten und Planern maximale Planungs- und Gestaltungsfreiheit ermöglichen und dazu beitragen, die Lebensqualität und den Komfort in Gebäuden durch die sichere Nutzung automatischer Fenster zu erhöhen.
Dr. Dominik Landerer, GEZE-Produktmanager