Fluchtwegsicherung (FWS) – Sicherheit, die Leben rettet und Eigentum schützt
Immer offen und doch sicher verschlossen – die Anforderungen an Flucht- und Rettungswege sind hoch und auf den ersten Blick widersprüchlich. Sie müssen im Gefahrenfall Leben retten und im Alltag unbefugten Zutritt verhindern. Die passende Antwort auf diesen Widerspruch geben intelligente Fluchttür-Systemlösungen.
Fluchtwege für die Sicherheit von Menschen
Vielflieger können es auswendig. Vor jedem Flug weist die Stewardess auf die beiden Leuchtstreifen im Kabinenboden hin, die den Weg zu den Notausgängen anzeigen. Im Gegensatz dazu muss man sich in Gebäuden aktiv mit dem Flucht- und Rettungsplan auseinandersetzen.
In der Regel fühlen wir uns in einem Gebäude sicher. Fast niemand rechnet mit einem unvorhersehbaren Ereignis, wie z.B. einem lauten Knall in einem Einkaufzentrum, durch den es zu einer unkontrollierten Massenpanik kommt. Es sind genau diese unvorhersehbaren Ereignisse, die unsere Sicherheit besonders gefährden. Binnen kürzester Zeit wird aus einem sicheren Ort ein lebensbedrohlicher Gefahrenbereich, der schnellstmöglich verlassen werden muss.
Flucht als menschliche Reaktion auf akute Gefahr
Menschen reagieren bei Gefahr sehr unterschiedlich. Nur wenige bleiben ruhig und gefasst, die Mehrheit verfällt in Panik und handelt nicht rational. Grundsätzlich haben die Personen aber eines gemeinsam: Sie wollen sich aus der Gefahrensituation befreien. Die natürliche Reaktion darauf ist Flucht.
Bei akuter Gefahr in einem Gebäude sind bedrohte Personen bei ihrer Flucht mit baulichen und räumlichen Gegebenheiten konfrontiert: Wände, Treppen und Einrichtungsgegenstände werden plötzlich zu Hindernissen, die den schnellen Weg aus dem Gebäude erschweren. Zudem können Menschen im Angst- und Panikzustand die Orientierung im Gebäude verlieren und sich selbst in erhöhte Lebensgefahr bringen.
Fluchtwege retten Leben
© GEZE GmbH
Flucht- und Rettungswege können in Gefahrensituationen Leben retten. Deutlich gekennzeichnete Verkehrswege führen Personen innerhalb eines Gebäudes im Gefahrenfall schnellstmöglich und sicher über Notausgänge oder Paniktüren ins Freie oder in einen gesicherten Bereich. Gleichzeitig ermöglichen sie der Feuerwehr oder dem Notarzt, schnelle Rettungsmaßnahmen von außen vorzunehmen.
Damit die Sicherheit durch Flucht- und Rettungswege gewährleistet ist, gelten für sie spezielle gesetzliche und bauliche Vorschriften. In Deutschland sind diese in den Technischen Regeln für Arbeitsstätten definiert. Hier wird der Fluchtwegsicherheit (auch Rettungswegsicherheit (RWS) genannt) hohe Priorität eingeräumt. Zudem sind in Deutschland beim Einrichten von Fluchtwegen und Notausgängen länderspezifische Bauordnungsregelungen zu berücksichtigen.
Nach den Technischen Regeln für Arbeitsstätten kann ein Flucht- und Rettungsweg die Sicherheit nur dann gewährleisten, wenn bestimmte Richtlinien berücksichtigt werden.
Richtlinien für Flucht- und Rettungswege
- Anordnung und Abmessung der Fluchtwege
- Bauliche und technische Ausführung von Fluchtwegen
- Kennzeichnung von Fluchtwegen
- Sicherheitsbeleuchtung von Fluchtwegen
- Aufstellung von Flucht- und Rettungswegplänen
Fluchttüren im Spannungsfeld verschiedener Funktionsanforderungen
Türen müssen je nach Nutzungsweise unterschiedliche Anforderungen erfüllen. Durch den Einsatz unterschiedlicher Systemkomponenten lassen sich diese jedoch optimal kombinieren. Eine frühzeitige Planung der Nutzungsweise spielt dabei eine wichtige Rolle.
Bei Flucht- und Rettungswegen besteht zum Beispiel die wichtigste Anforderung darin, Menschen jederzeit schnell und sicher die Flucht aus einem Gebäude zu ermöglichen. Im Nicht-Gefahrenfall müssen die Türen dagegen geschlossen sein und vor unberechtigtem Zutritt schützen. Insbesondere für den Gebäudebetreiber ist es wichtig, dass Gebäude und Einrichtungen gegen Sabotage, Einbruch, Diebstahl oder Missbrauch geschützt sind.
Funktionalität von Fluchttüren in Fluchtsituationen
Fluchttüren sind ein wesentlicher Bestandteil von Flucht- und Rettungswegen. Die Anordnung und Anzahl der Fluchttüren sind vom Gebäude und der jeweiligen Bauordnung abhängig. Klar ist: Durch Fluchttüren müssen Personen zu jedem Zeitpunkt den Gefahrenbereich schnell verlassen können. Entscheidend ist, dass die Türen rasch und einfach, ohne fremde Hilfsmittel sowie mit einer Betätigung geöffnet werden können. Fluchttüren müssen sich unverzüglich in Fluchtrichtung öffnen lassen und die gefährdeten Personen ins Freie oder in geschützte Bereiche führen.
Nach neuen europäischen Normen können Fluchttüren mit verschiedenen Fluchttürverschlüssen ausgestattet sein. Die optimale Auswahl der Fluchttürverschlüsse hängt davon ab, wie viele Personen im Ernstfall flüchten müssen. Besteht die Gefahr einer Massenpanik, sollten Paniktürverschlüsse nach DIN EN 1125 an den Türen verbaut werden. Diese bestehen aus einer horizontalen Betätigungsstange kombiniert mit einem Panikschloss. Dies können mechanisch, elektromechanisch oder aber auch Motor-Panikschlösser sein. Insbesondere in öffentlich genutzten Gebäuden sind die Personen mit den örtlichen Fluchtwegen und Funktionen der Fluchttüren nicht vertraut. Drücken Menschen in Fluchtrichtung gegen das Türblatt, ermöglichen Paniktürverschlüsse auch ohne Einweisung eine Türöffnung in weniger als einer Sekunde.
Ist die Anzahl der Menschen im Gebäude überschaubar und sind die Menschen mit den Fluchtwegen vertraut, reichen in der Regel Notausgangsverschlüsse nach DIN EN 179 aus. Hier kann die Betätigungsstange zum Beispiel durch einen Türdrücker ersetzt werden, da eine Paniksituation auszuschließen ist.
Funktionalität von Fluchttüren im Normalbetrieb
Fluchtwegtüren kommen sehr häufig in Brandschutzabschnitten zum Einsatz. Hier ist die sichere Fluchtfunktion genauso wichtig, wie die selbstschließende und brandsichere Eigenschaft der Türanlage. Müssen automatisierte Türen in Flucht- und Rettungswegen komplexe Funktionen erfüllen, so bietet sich eine Systemlösung aus einer Türzentrale, einem elektrischen Verriegelungselement, wie z.B. Fluchttürverriegelungen oder Fluchttüröffner und einem Panikschloss (auch Antipanikschloss genannt) an. Dadurch ist einerseits der Schutz vor unberechtigtem Betreten und andererseits freie Bahn für flüchtende Personen im Gefahrenfall garantiert.
Türen gehören zu den wichtigsten Elementen bei der Sicherheitskonzeption eines Gebäudes.
Dipl.-Ing. Thomas Borgmann, Segmentleiter Sicherheitstechnik, GEZE GmbHFluchtwege müssen in Gebäuden deutlich gekennzeichnet sein. © Morten Bak / GEZE GmbH
Die Türzentrale als "Gehirn" einer Fluchtwegsteuerung sichert und überwacht Öffnungs- und Schließvorgänge in Fluchtwegen. Das selbstverriegelnde Panikschloss sorgt für schnelle Öffnung im Notfall und die Türzentrale kontrolliert den Zutritt. Aktiviert durch eine Brandmeldeanlage oder bei Stromausfall verriegelt es, beim Einsatz eines Motorschlosses, automatisch. In Fluchtrichtung ist die Tür dennoch begehbar, da bei Brandmeldung oder Stromausfall der Fluchttürverschluss automatisch entriegelt: Über die Nottaste der Türzentrale öffnet er die Tür auch dann, wenn mehrere Personen in einer Paniksituation dagegen drücken. Von außen kann die Tür jederzeit mit einem Schlüssel geöffnet werden. Sofern ein selbstverriegelndes Panikschloss eingesetzt wird, sorgt dies entgegen der Fluchtrichtung für einen versicherungstechnischen Einbruchschutz.
Mit diesem Trio sind automatische Drehtüren im Normalbetrieb durch die Selbstverriegelung des Panikschlosses verschlossen und durch die Türzentrale kontrollierbar und abgesichert. Zu festgelegten Zeiten, etwa im Tagbetrieb, kann die Türzentrale die Tür freigeben. Ansonsten ermöglicht sie kontrollierte Einzelfreigaben durch einen Schlüssel oder ein Zutrittskontrollsystem. Im Gefahrenfall ist die Tür jederzeit, durch die Betätigung der Nottaste der Türzentrale, begehbar. Im Notfall muss auf Sicherheit Verlass sein: Die Türzentralen von GEZE sind geprüft gemäß EltVTR und TÜV, die Panikschlösser nach den für Schlösser relevanten Normen DIN EN 179, 1125, 12209, 13637, 1627 und 1634-1.
Fluchttüren im Einfluss von Rauchschutzdruckanlagen
Rauchschutzdruckanlagen (RDA) dienen im Brandfall der Rauchfreihaltung von Rettungswegen, zum Beispiel von Treppenhäusern. RDA kommt außerdem in Gebäuden zum Einsatz, in denen sich viele Menschen aufhalten, sich im Brandfall jedoch nicht unbedingt aus eigener Kraft retten können. Zum Beispiel Altenheime, Krankenhäuser, Kindergärten usw. In Bereichen von Rauchdruckanlagen erfordern Brandschutztüren eine besonders detaillierte Planung, da sie sonst unter Umständen nicht mehr barrierefrei begehbar sind oder nicht mehr zuverlässig schließen können.
Brandschutztüren in den RDA-Treppenraum
Bei Türen, die aufgrund der Fluchtrichtung in den Treppenraum hineinführen, befindet sich der höhere Druck auf der Bandseite. Dies bedeutet, dass die Begehung im RDA-Fall erschwert ist und man sowohl den Widerstand des Türschließers, als auch den des Gegendrucks überwinden muss. Augenmerk liegt bei dieser Situation also auf dem Öffnungsvorgang im RDA-Fall. Ist eine Tür im Normalfall mit knapp unter 47Nm barrierefrei im Sinne der DIN 18040, ist sie dies im RDA-Fall nicht mehr. Soll in beiden Situationen ein barrierefreier Zugang gewährleistet werden, muss an solchen Türen ein Antrieb z.B. der Powerturn F eingesetzt werden.
Brandschutztüren aus dem RDA-Treppenraum
Bei Bandschutztüren, die aus dem Treppenraum hinausführen, herrscht der höhere Druck auf der Bandgegenseite. Das erleichtert zwar die Begehung im RDA-Fall, aber die Tür muss auch gegen den Druck wieder sicher schließen. Deshalb gilt es den Differenzdruck zu berücksichtigen und die Schließkraft am Türschließer entsprechend einzustellen. Auch für diesen Anwendungsfall bietet GEZE mit dem TS 5000 SoftClose eine Hilfestellung. Hier werden die letzten 15 Grad des Öffnungswinkels über ein separates Ventil gesteuert, so dass das Türblatt je nach Bedarf gezielt über einen Endschlag beschleunigt oder über die letzten Öffnungsgrade abgebremst werden kann. Dadurch wird die Drucksituation gemeistert und die Tür schließt sicher.
Wichtig bei breiteren Türen und höherem Druck: Der Türschließer muss die erforderliche Schließkraft erzeugen, um die Tür gegen den Druck sicher schließen zu können. Im Alltag ist eine solche Tür sehr schwer bedienbar und nicht barrierefrei.
Sichere Rettungswege mit intelligenter Technik von GEZE
Der Bedarf an Sicherheitskomponenten ist so vielfältig und individuell wie das jeweilige Bauobjekt. Darüber hinaus sind einige spezifische Anforderungen zu erfüllen. GEZE Sicherheitslösungen sorgen in jedem Gebäude für sichere Flucht- und Rettungswege. Sollen die Flucht- und Rettungswege im Alltag nicht für jedermann offen sein, übernehmen GEZE Zutrittskontrollsysteme, angeschlossen an Türzentralen, die nötige Überwachung. Ob am Flughafen, in Kliniken oder im Kongresszentrum: Mit multifunktionalen Produkten von GEZE greift ein Rädchen ins andere. So entsteht ein Fluchttürsystem, das nicht nur optimalen Schutz im Notfall und Komfort im Normalbetrieb bietet, sondern sich auch zuverlässig planen und montieren lässt.
Gut zu wissen: Die GEZE RWS Lösung ist zugelassen und von einem unabhängigen Institut nach EltVTR zertifiziert.
Fluchtwegsicherung im Vector Firmensitz in Stuttgart
Die neue Firmenzentrale des Stuttgarter IT-Spezialisten Vector Informatik ist das bisher größte Gebäude des Unternehmenskomplexes und setzt auf sichere Flucht- und Rettungswege mit intelligenter Technik von GEZE. Erfahren Sie hier mehr!
Individuelle Lösungskonzepte
Bei der Planung eines Gebäudes steht die Personensicherheit an oberster Stelle. Flucht- und Rettungswege müssen daher von Beginn an berücksichtigt werden. Dabei sind neben den baulichen Anforderungen auch gesetzliche Vorschriften zu beachten. Jedes Gebäude sollte über ein maßgeschneidertes Sicherheitskonzept mit optimaler Fluchtwegsicherung verfügen: Brand- und Gefahrenmeldeanlagen, Zutrittskontrollsysteme in Kombination mit einer Türzentrale und einem Türschließsystem, Fluchttürverriegelungen oder Motorschlösser sind nur einige der möglichen Varianten. Eine frühzeitige Planung und Festlegung von Türen im Gebäude ist auch wichtig, um spätere Anpassungen und Nachrüstungen vorbereiten zu können.
GEZE bietet Lösungen für die Sicherung von Fluchttüren, abgestimmt auf spezifische Anforderungen und individuelle Rettungswegkonzepte. Auch bei der Brandschutzplanung hat GEZE international langjährige Beratungskompetenz für sämtliche Gebäudetypen und steht auch als Projektleiter zur Seite.
Höchste Sicherheitsstandards kombiniert mit einfacher Montage
Die Herausforderung in der Fluchtwegsicherung besteht in der optimalen Verbindung der widersprüchlichen Anforderungen im Normalbetrieb und Notfall. Damit ein Fluchtweg beispielsweise nicht gleichzeitig als Ausgang für Diebe benutzt wird, muss er für unbefugte Personen sicher verschlossen sein – vor allem für Kaufhäuser ein relevanter Aspekt.
Um die Sicherheit des Fluchtwegs im Gefahrenfall dennoch uneingeschränkt zu gewährleisten, bietet GEZE als Spezialist für Sicherheitstechnik ein breites Produktspektrum und optimale Systemlösungen an. Die abgestimmten Lösungen verbinden einzelne Sicherheitsanforderungen in einem intelligenten System, so dass Fluchttüren im Gefahrenfall koordiniert geöffnet und geschlossen werden. Alle Komponenten von GEZE sind jederzeit einfach und schnell in ein Flucht- und Rettungswegsystem integrierbar. Sie erfüllen die höchsten Sicherheitsstandards auf dem aktuellsten technischen Niveau. Die breite Palette der GEZE Produkte und Systeme ist zudem bedien- und benutzerfreundlich, langlebig und wirtschaftlich. Durch den produktübergreifenden Ansatz bzw. das Zusammenspiel von Tür-, Fenster- und Sicherheitstechnik-Produkten können sich Endnutzer und Monteure auf ausgereifte und abgestimmte Lösungen verlassen.
Sachkundige Wartung sichert Langlebigkeit und einwandfreie Funktion
Die Betreiber der Gebäude bzw. Räume sind für einen ordnungsgemäßen Zustand der Fluchtwege verantwortlich. Sie müssen alle Vorkehrungen treffen, damit die Sicherheit von Menschen und der Schutz von Objekten gewährleistet sind. Um die Funktionssicherheit von Türen in Fluchtwegen normgerecht zu erfüllen, müssen diese regelmäßig gewartet werden. Die Komponenten von Fluchtwegtüren müssen einmal jährlich durch den Hersteller oder einen vom Hersteller autorisierten Partner durchgeführt werden. Dabei ist gemäß den gesetzlichen Vorschriften der betriebssichere Zustand sämtlicher Sicherheits- und Steuereinrichtungen der Türanlage zu überprüfen. Darüber hinaus wird eine monatliche Überprüfung durch den Betreiber empfohlen.
GEZE bietet den Rundum-Service von der Planung eines Gebäudes, über die Montage und Inbetriebnahme, bis hin zum Service im laufenden Betrieb an.
Downloads
Hier finden Sie GEZE Broschüren zum Thema Fluchtwegsicherung als PDF zum Download.